Kommentar zu dem am 26.10.2008 in Göttingen von Ingo Barlovic gehaltenen Vortrag.

Dr. Peter Matthaes, Laborleiter des Museo d’Arte e Scienza, Mailand
 

Den Beitrag von Ingo Barlovic in Göttingen halte ich im großen und ganzen für positiv; positiv für jemanden, der fähig ist, eigenständig zu argumentieren.  

Am Schluss wird in der Tat bestätigt, dass von 21 Resultaten 18 exakt sind; wobei allerdings bei einem „falschen“ Resultat die hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass bereits altes Holz wiederverwendet wurde (das Resultat würde also richtig werden). Ein Resultat ist sicherlich falsch.  

Ich will nicht die Frage nach der Zuverlässigkeit anderer Datierungsmethoden aufwerfen, wie z.B. der Dendrochronologie oder der Radiokarbondatierung (C14-Methode). Ich möchte nur dazu auffordern, mit diesen beiden Methoden die gleichen „Blindtests“ auszuführen und die Genauigkeit der Resultate mit der der entsprechenden spektroskopischen Methode zu vergleichen.

Vielleicht ist das aber gar nicht nötig, denn es sind schon viele Artikel veröffentlicht worden, die eine weit höhere Fehlerspanne aufweisen – ohne übrigens die vielen „Afrikanische Kunst“ betreffenden Fälle aufzuzählen, bei denen die Anwendung dieser Methoden unmöglich ist.  

 

Ich stimme damit überein, dass ein Mangel an rein wissenschaftlichen Publikationen besteht, und möchte darauf hinweisen, dass wir seit einiger Zeit versuchen, ein Projekt für Zusammenarbeit und Vertiefung innerhalb der Universitätsbereiche in die Wege zu leiten. Es ist allerdings nicht einfach,  eine daran interessierte und zugleich unparteiische Universität zu finden, die nicht das Interesse hat,  bevorzugte Anwendungen anderer Methoden zu bewahren, wie es der skandalöse Artikel von Dr. Klein bewiesen hat.

Weiterhin scheint die Tatsache, dass die Analyse preisgünstig ist, einen grundsätzlichen wissenschaftlichen Widerspruch zu bilden!

Die Analyse ist kostengünstig, weil sie von einer Körperschaft gefördert wird, die schon immer das  Ziel hatte, alle Sammler – auch die mit geringeren finanziellen Möglichkeiten – bei der Echtheitsbestimmung ihrer in Besitz befindlichen Kunstgegenstände zu unterstützen.  

Muss man denn, um die Glaubwürdigkeit einer wissenschaftlichen Methode zu stärken, die Analysekosten erhöhen? Nun gut, – wir aber passen uns an diese Regel nicht an!

 


ANMERKUNGEN:

  • Sicherlich hat die Methode ihre Grenzen; welche Methode hat sie generell gesehen nicht?

  • Sicherlich ist es wichtig, die Proben korrekt zu entnehmen. Natürlich sind die genauen Informationen über die Ausführung der Probeentnahmen illustriert. Oft aber werden diese nicht beachtet.
    Wenn wir es zur Auflage machen würden, immer die Objekte bei unseren Mitarbeitern abzuliefern, hätten wir nicht das Problem fehlerhafter Probenentnahmen; wir denken aber, dass es wichtig ist, dem Besitzer des Objekts die Gelegenheit zu geben, selbst die Probe zu entnehmen, um auf diese Weise nicht ein Datierungszertifikat mit Foto zu erhalten, sondern ein breites Spektrum an Informationen über das Alter der eingesandten Probe.
     

  • Sicherlich gibt es Hölzer, bei denen die Methode angewendet werden kann, und solche, wo sie nicht  möglich ist.

    Wenn man sich auf die Messung der Veränderung des Holzes und auf den Vergleich mit in der Datenbank vorhandenen Proben stützt, sind einige Holztypen schwerlich oder überhaupt nicht datierbar. Auf diese Tatsache ist immer klar hingewiesen worden und es existiert eine Liste mit Hölzern (natürlich nur partiell), die auch im Internet zu finden ist.

  • Sicherlich kann auf Grund „extremer“ Konservierungsbedingungen das Resultat beeinträchtigt werden.
    Es gibt Situationen, in denen das Objekt unter bestimmten Bedingungen konserviert oder aufbewahrt wurde, die stark verschiedenen von denen sind, unter denen der größte Teil ähnlicher Objekte konserviert wurde und der als Maßstab gilt. In solchen – glücklicherweise nicht häufigen – Fällen kann das Resultat Fehler enthalten, die im Verhältnis zum Ausmaß der Konservierungsanomalie stehen.